Hunderte überlagerte Bilder aus dem Nahostkonflikt von Seiten Israels.
Hunderte überlagerte Bilder zum Fall George Floyd und der Black Lives Matter Protestbewegung aus dem Jahr 2020.
Hunderte überlagerte Bilder der Dürrekatastrophe in Afrika aus den Jahren 2019 und 2020.
Hunderte überlagerte Bilder des 6. Novembers 2017, als zahlreiche Menschen, die aus Libyien geflohen waren im Mittelmeer ertranken.
Tausende überlagerte Bilder der weltweiten Corona-Pandemie.

ATLAS OF THE ESSENCE

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Atlas of the Essence

ATLAS OF THE ESSENCE ist eine Werkgruppe der Künstlerin Lisa Hoffmann, die seit 2019 existiert und wächst. Natur- und Umweltkatastrophen, sowie Kriege, Konflikte und soziale Ereignisse sind Themen, denen sich Lisa Hoffmann mit einer von ihr entwickelten künstlerischen Dokumentarpraktik nähert. Die einzelnen Arbeiten vereinen mit der Methode der Überlagerung mehrere hundert bis tausend Bilder der dargestellten Ereignisse. Dabei stammen die Bilder aus Recherchen, die sich sowohl Bildern der Bildberichterstattung, aber im besonderen auch den sozialen Netzwerken bedienen, um bewusst auch die Perspektiven derjenigen einzubeziehen, die direkt Betroffene oder unmittelbare Zeug*innen sind. Durch die multiperspektivische Darstellung der Ereignisses und einer kritischen Narration abseits von der klassischen Bildberichterstattung ist ein neues Sehen und Sehen von Neuem möglich, dass im besten Fall neue Zugänge zu den Ereignissen ermöglicht. So zeigen die einzelnen Essenzen Chaos, Lücken und Mehrdeutigkeit, die traumatischen Ereignissen und ihrer Zeugenschaft innewohnen.

Denn wir erfahren von Ereignissen, die sich außerhalb des eigenen Erfahrungshorizonts ereignen, primär über audiovisuelle Medien. Obwohl die Fotografie ein allgegenwärtiges Medium geworden ist, täglich Millionen von Bildern gemacht und zugleich (meist online) publiziert werden, findet gegenläufig eine immer unbewusstere und gar abgestumpfte Wahrnehmung der transportierten Inhalte statt. Visuelle Informationen sind für einen Bruchteil der Zeit präsent, um dann von ebenso kurzlebigen Berichten neuer Ereignissen abgelöst zu werden. In den Mainstream-Medien wird trotz der Menge an vorhandenen Bildern, zumeist eine einzige von westlich geprägten Fotograf*innen aufgenommene Fotografie gezeigt, die stellvertretend für eine höchst komplexe Begebenheit, welche aus verschiedensten Perspektiven zu betrachten möglich wäre, wieder und wieder reproduziert wird. Natürlich fehlt es in den Nachrichten an der Zeit, um all die Ereignisse in ihrer Komplexität darzustellen. Die Kurzlebigkeit und Vergänglichkeit, die eine Desensibilisierung der Wahrnehmung der vermittelten Informationen begünstigt, findet sich aber auch in anderen Bereichen, wie beispielsweise den Sozialen Medien, die nicht auf eine beschränkte Zeit der Darstellung angewiesen sind. Mit der Menge an Bildern, an dessen tägliche Präsenz und formale Bildkonzepte wir uns seit dem Vietnam-Krieg gewöhnt haben, hat die Aufmerksamkeit und bewusste Wahrnehmung, sowie Interaktion mit den Inhalten abgenommen. Die immer schneller werdenden Dynamiken audio-visueller Vermittlung tragen zu diesem Bild-Konsumverhalten bei.

Die im künstlerischen Prozess entstehenden Arbeiten zeigen eine Weltanschauung, in der die Komplexität von Ereignissen, die vorhandenen Perspektiven und die individuelle, charakterisierende Phänomenologie, die auch aus Nicht-Sichtbarem und Nicht-Sagbarem besteht, einen signifikanten Stellenwert und somit eine Bedeutung haben. Durch den Bruch mit bekannten Bildkonzepten und erlernten Sichtweisen wird ein ästhetisch-sinnliches Erfahren und Erleben der Wahrnehmung ermöglicht, das dadurch auch die bisherige Wahrnehmung selber und das Verhalten gegenüber Bildern reflektiert. Es sind Gegenbilder, die nicht aus einer überhöhten, gar herabblickenden Perspektive über, sondern auf Augenhöhe mit den Betroffenen, aus deren oder aus der eigenen betroffenen Perspektive heraus arbeiten. In diesem Ansatz wird die Autorität von Inhalten visueller Informationen in Frage gestellt.

Über die kostenfreie App ARTIVIVE kann die zweite virtuelle Ebene der einzelnen Arbeiten mit dem Smartphone angesteuert werden. Diese auf Augmented Reality basierende Ebene zeigt eine tatsächliche Bilderflut all der Bilder, die die einzelnen Essenzen in sich vereinen.

Die künstlerische Forschung dieser Arbeit findet seit 10/2021 im Rahmen der Promotion Lisa Hoffmanns an der Bauhaus Universität statt.

Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

contact@lisa-hoffmann.de

www.lhoffmann.com

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